Wo staut sich die Hitze, wo kommt Frischluft in die Stadt?

Frankfurts Klimaplanatlas gibt hier die Antworten

Ausgangslage
In Frankfurt am Main wurden in den letzten Jahren neue Tempera­turrekorde knapp unter 40 Grad aufgestellt. Schon früh im Jahr mussten die Stadtgärtner*innen junge Bäume wässern, damit sie nicht absterben, und im Herbst blühten die ersten Schneeglöckchen. Im Stadtwald zeigten mehr als 85 Prozent aller Bäume Schäden – das traurigste Bild seit Beginn der Waldschadenserhebung. 2016 gab es ein feuchtes Frühjahr mit Starkregenfällen und Überschwemmungen. Mitte Juni 2016 lief der Südbahnhof voll, hunderte Keller standen unter Wasser. Innerhalb weniger Stunden waren im Rhein-Main-Gebiet bis zu 60 Liter Regen gefallen – eine Menge, die sonst oft in einem ganzen Monat nicht erreicht wird.

Bis Mitte des Jahrhunderts muss sich Frankfurt am Main auf bis zu 75 Tage mit hohen Temperaturen einstellen. Zum Ende des Jahr­hunderts soll sich die Anzahl der heißen Tage und Tropennächte gar verdoppeln. Es wird mehr Starkregenfälle geben und wahr­scheinlich auch mehr verheerende Stürme.

Herausforderung für Frankfurt
Die Stadt Frankfurt am Main hat das Thema längst erkannt und eigene Strategien zur Anpassung beschlossen.

Um diese mit Leben zu füllen, wurde unter der Leitung des Frankfurter Umweltamtes eine stadtinterne Koordinierungsgruppe Klimawandel ins Leben gerufen. Neben der Berücksichtigung in eigener Zuständigkeit legte der Magistrat ein Klimaförderprogamm für Private in Höhe von 10 Mio Euro auf. Mittel aus diesem Programm sollen genutzt werden, um derzeit versiegelte Plätze zu begrünen sowie klimafreundliche Maßnahmen im Gebäudebestand zu fördern. 100 Dachbegrünungen, 100 Hofbe­grünungen, 100 Grüne Fassaden und 100 innovative Projekte wie Sonnensegel, Pergolen oder Trinkbrunnen sind das Ziel.

Bei Neu- und Umbauten sollen Bauwillige durch eine Infobroschüre intensiv über die Auswirkungen ihres Gebäudes auf das lokale Klima informiert und beraten werden.

Klimafunktionskarte

Der Klimaplanatlas
Um zu sehen, wie das Stadtklima in Frankfurt ganz konkret aussieht, hat das Frankfurter Umweltamt einen Klimaplanatlas erstellen lassen. Seine Karten dienen als objektive Entscheidungsgrundlage dafür, wo zur Vorbereitung auf den Klimawandel mehr Grün notwendig ist und wo man bei Neubaugebieten sehr behutsam sein muss.

In der Übersichtskarte (Klimafunktionskarte) für das Stadtgebiet zeigt sich vor allem nördlich des Mains ein Band roter Gebiete, wo sich bereits heute im Sommer die Hitze staut. Zu den Hotspots mit hoher Sonnenstrahlung, geringem Luftaustausch und einem Mangel an Grünflächen gehören die Innenstadt mit dem Bankenviertel, die Industrieparks Höchst, Griesheim und Fechenheim, aber auch schon einige Wohngebiete vom Gallus und Gutleutviertel über Bockenheim bis hin nach Bornheim.

Etwa die Hälfte des Stadtgebiets erscheint gegenwärtig noch in den Farben grün und blau.

Entlang des GrünGürtels, vor allem im Frankfurter Norden, gibt es noch einen guten Luftaustausch, auf größeren Flächen kann sich hier nachts Kaltluft bilden. Für das Frankfurter Stadtklima sind besonders die Winde aus Nordosten und aus Südwesten ausschlaggebend. Der Wetterauwind aus Nordost ist daher im Planwerk auch mit einem eigenen dicken Pfeil gekennzeichnet.

Im Konflikt zwischen Wohnungsbau und Stadtklima kann der Klimaplanatlas nur eine erste Orientierung geben. Kleinklimatische Gutachten für neue Wohngebiete helfen, in Zukunft die Anordnung von Gebäuden und Grünflächen durch Beachtung wichtiger Luftleitbahnen und durch ein gutes Regenwasserkonzept abzumildern.